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Der Mauersegler

Der Mauersegler - Ein Leben in den Weiten des Himmels


Der Mauersegler (Apus apus) ist eine der bekanntesten Vogelarten in Europa, wenn der Sommer anbricht. Ende April oder Anfang Mai - je nach Region - kehren diese Dauerflieger in unsere Breiten zurück, um sich mit Ihrem Partner um das Gelege zu kümmern.

Der Mauersegler gehört, wie der Name schon sagt, zu der Familie der Segler. Auch wenn er optisch den Schwalben ähnelt, ist er mit diesem nicht näher verwandt. Als Dauerflieger hält sich der Mauersegler nur in der Brutzeit zwischen Ende April bis Anfang August in Europa auf. Die Überwinterung findet dann in Afrika, vornähmlich südlich des Äquators satt, wobei die Flugrouten der Segler sich bis nach Süd-Afrika erstrecken können.

Bis auf die Brutzeit oder um gelegentlich ein Unwetter zu Überstehen, berührt der Mauersegler im Grunde niemals den Boden. Er ist der am Besten an die Luft angepasste Vogel und verbingt sein ganzes Leben im Flug. Als Felsenbrütter waren diese Vögel vor der Industrialisierung und der Errichtung hoher Bauwerke nur in den Gebirgsregionen anzutreffen. Mit der Urbanisierung der Lebensräume durch den Menschen und der Errichtung von mehrstöckigen Gebäuden, folgte der Mauersegler dem Menschen in neue Brutregionen. In diesem Sinne handelt es sich bei dem Mauersegler - ähnlich wie bei der Schwalbe - um einen Kulturfolger.

Aussehen & Geschlecht

Mauersegler sind in Ihrem Geschlehct optisch nicht zu unterscheiden. Auch Pflegestellen können nicht konkret sagen, ob es sich bei einem Fundvogel um ein Weibchen oder ein Männchen handelt. Das Gefieder variiert von ruß - bis bräunlichschwaz wobei der weiße Kehlfelck deutlich hervorsticht. Das Gefieder der Jungtiere ist dunkler und nicht so glänzend, wobei der Kehlfelck deutlich heller und ausgedehnter ist. Das Weiß erscheint reiner, als die bei adulten Vögeln der Fall ist.

Vogelart:Mauersegler

Gattung:Apus

⌈ Gewicht:40 Gramm

⌈ Körperlänge:17 cm

⌈ Flügelspannweite:42 cm

Mauerseglerruf


Mauerseglerküken ca. 2-3 Wochen alt
⌈ Nestlingszeit:40 Tage

⌈ Brutzeit18 - 27 Tage

⌈ Gelegegröße:2 - 3 Eier

Ausflug:in den Abendstunden

Nahrung:ausschließlich Insekten

Eier des Mauerseglers im Vergleich zu den Puppen der Mauerseglerlausfliege

Der deutlichste Unterschied zwischen Jungseglern und Altseglern besteht in der steppnahtartigen weißen Verzierung entlang des äußeren Flügelbereichs, die dann am auffälligsten ist, wenn man den Segler direkt von vorne ansieht. Sie ist das deutlichste Zeichen dafür, dass es sich um einen Jungsegler handelt.

Bereits bei einjährigen Seglern verlieren sich diese deutlichen Merkmale, allerdings können die stärker gerundeten Schwanzfedern noch einen deutlichen Hinweis auf das Alter geben, da nach etwa einem Jahr das Jugendgefieder noch nicht vollständig gewechselt hat. Die erste Mauser der Jungvögel findet dabei bereits im Winterquartier in Afrika statt. Allerdings handelt es sich bei ihr nur um eine Teilmauser, sodass vor allem die Federn der Handschwingen und die besagten Schwanzfedern noch erhalten bleiben. Erst mit der Vollmauser werden diese komplett ersetzt.

Handschwinge - Kompletter Federsatz

Der komplette Federsatz besteht insgesamt aus elf Federn. Ihre aerodynamische Form ist dabei einzigartig und wurde von der Evolution speziell für den extremen Langstreckenflug geschaffen. In der Mauerseglerklinik in Frankfurt am Main - der einzigen Klinik dieser Art mit den bedeutendsten Experten - werden diese Federn sowie auch die Schwanzfedern durch ein speziell entwickeltes Schiftng-Verfahren ersetzt. Somit kann gerade bei adulten Seglern, die ansonsten gesund und unverletzt sind, eine schnelle Flugtauglichkeit wiederhergestellt werden.

Die Mauser der Segler findet vollständig im Flug statt. Dabei fallen bei den Handschwingen die jeweiligen Federn auf beiden Seiten gleichzeitig aus, sodass die Flugtauglichkeit immer erhalten bleibt. Im nebenstehenden Bild, von unten nach oben betrachtet, wird in der Regel die 10te Handschwinge als letztes ausgetauscht.

Flugkünstler

Der Mauersegler wurde für ein Leben im Flug konzipiert. Daher hält dieser kleine Vogel einige erstaunliche Rekorde. Eine Besonderheit aller Segler ist etwa die Fähigkeit im Flug zu schlafen. Ähnlich wie bei Säugetieren, die im Meer leben und daher zum Luftholen auftauchen müssen, wechseln sich beide Gehirnhälften beim Mauersegler ab, wenn es in den Schlafzyklus geht. Dabei halten die Vögel eine konstante Geschwindigkeit von durchschnittlich 23 km/h.

Die Orientierungsfähigkeit der Mauersegler ist atemberaubend. Auch bei engen Flugmanövern befindet sich der Kopf der Mauersegler stets in der Horizontalen, sodass sie ihre Position jederzeit genau bestimmen können. Im Gleitflug erreichen die Segler Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h. Im Kraftflug, also wenn die Vögel stark mit den Flügeln schlagen, um Vortrieb zu erzeugen, können sie sogar Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreichen. Erstaunlicherweise ist dies aber nicht die Obergrenze des erreichbaren Tempos. Bei sogenannten Flugspielen, wenn sich die Tiere in der Luft gegenseitig jagen, wurden bereits Höchstgeschwindigkeiten von rund 200 km/h gemessen.

Mauerseglerufe

Am deutlichsten zeigen sich die Mauersegler durch ihre charakteristischen Rufe. Diese sind vor allem während der Balz oder bei der Aufzucht der Jungen zu vernehmen. Männchen geben dabei ein deutliches Sriii von sich, während der Klang beim Weibchen eher wie ein Siii klingt. Der schrille Ton sorgt dafür, dass auch bei massivem Straßenlärm in Städten die Rufe der Segler noch deutlich hörbar sind. Inzwischen wurden auch weitere Rufmuster identifiziert, die wie ein Sprieh oder Sriiü klingen. Unterschiedlich lange Dehnungen sowie Höhen und Tiefen deuten zudem auf eine sehr komplexe Syntax hin.

In den Bruthöhlen rufen Weibchen und Männchen oftmals gemeinsam in einem anderen Tonfall. Hier klingt der Ruf dann wie ein Swiirii - er wird von beiden Partnern gleichzeitig hervorgebracht. Dabei gibt es für diese Rufe scheinbar einen sehr pragmatischen Grund, denn mit dem sogenannten Banging fliegen Segler potenzielle Bruthöhlen an und touchieren diese kurz. Ein Segler, der sich bereits in der Höhle befindet, stößt dann seinen geschlechtsspezifischen Ruf aus, sodass der anfliegende Segler weiß, ob sich ein Männchen oder Weibchen bereits im Inneren befindet.

Verbreitung & Arten

Der Mauersegler ist in fast ganz Europa verbreitet. Lediglich in den nördlichsten Teilen Skandinaviesn soie auf Island, im hohen Norden von Schottland und in einem kleinen Bereich auf dem Balkan, ist er nicht anzutreffen. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich auch bis nach Asien und dies bis hin zum pazifischen Ozean, wobei die Ausnahmen hier die Tundren von Sibiren sowie die nordöstlichsten Bereiche von China sind. Die südliche Grenze des Brutgebietes in Asien erstreckt sich fast genau entlang des 35. Breitengrades.

Erstaunlicher Weise überwintern alle Mauersegler, unabhängig davon wo sich Ihre Brugebiete befinden, im südlichen Afrika jenseits des Äquators. Dabei erstreckt sich das Überwinterungsgebiet knapp unterhalb des Äquators über die ganze Breite des afrikanischen Kontinents.Dies gilt für alle Seglerarten.

In Mitteleuropa sind dabei ausschließlich der Mauersegler und der Alpensegler heimisch. Im südlichen Europa findet sich zudem Fahlsegler. Der Alpensegler ist deutlich größer als der Mauerseglersegler, kann aber leicht durch seinen sehr hellen Kehlfleck und den weißen Bauch unterschieden werden. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mauersegler und dem Fahlsegler ist dabei deutlich größer. Der Mauersegler wirkt im direkten Vergleich aber schnittiger und das Gefieder des Fahlseglers ist etwas heller.

Ein anderer Verwandter des Mauerseglers ist der Einfrabsegler, der aber nicht auf dem kontinentalen Europa vorkommt. Er brütet ausschließlich auf den kanrischen Inseln sowie auf Madeira und begegnet dem Mauersegler in der Regel auf dem jährlichen Zug nach Süden. Dabei kann man auch gemischte Schwärme aus Fahlseglern, Mauerseglern und Einfarbseglern beobachten. Weitere Arten existieren zudem in Afrika - diese nehmen aber nicht an dem jÄhrlichen ZuGverhalten sein, sondern haben Ihren Lebensraum ausschließlich in Afrika.

Reiner Insektenfresser

Mauersegler sind reine Insektenfresser. Bisher konnten etwa 500 Arten nachgewiesen werden, die von Maurseglern als Beute in Betracht gezogen werden. In Studien hat sich gezeigt, das vor allem größere Insekten bevorzugt werden. Als bisher größtes bekanntes Beutetier wurde die Hausmutter identifiziert bei welchem es sich um einen Eulenfalter mit einer Größe von bis zu 29 cm handelt.

In Pflegestellen werden Segler daher ausschließlich mit Heimchen gefüttert. Diese Insekten sind am verträglichsten für die Segler und führen bei einer Handaufzucht dazu, dass der Segler von seinen wildernährten Artgenossen im Grunde nicht zu unterscheiden ist. Es ist auf jedenfall auf die Gabe aller anderen Nahrungsquellen zu verzichten. Ein Füttern mit Würmern, Raupen und Maden, ist daher unbedingt zu unterlassen, denn dies fürht unweigerlich Zu schweren Gefiederschäden, was zu einem Bis zu anderthalbjährigen Aufenthalt in den Pflegestellen führen kann. Zudem können schwere Magen- und Darmprobleme auftreten.

Versorgung der Jungvögel

Mauersegler bei der Fütterung

Mauersegler ernähren Ihre Jungen ausschließlich mit Insekten. Diese werden vollständig im Flug gesammelt und im Kehlsack zu einer etwa haselnussgroßen Kugel geformt. Dabei sind viele der Beutetiere noch am Leben, wenn die Kugel an die Seglerjungen verfüttert werden. In den ersten Tagen werden dabei nur Teile der Kugel an jeweils ein Junges verfüttert und somit die Gesamtmasse auf ale Jungen aufgeteilt.

Erst später wird jeweils die komplette Futterkugel an ein einzelnes Jungtiert verfüttert. Wiefen die Küken nach dem Schlüpfen in Durchschnitt nur 3 Gramm, so erreichen diese unter optimalen Futterbedingungen bereits rund 60 Gramm und wiegen damit das anderhalbfache eines ausgewachsenen Seglers.

Ausflug der Jungen

Nach durchschnittlich 40 Tagen stellen die Jungen das Betteln ein. Zu diesem Zeitpunkt haben sie unter optimalen Bedingungen ein Gewicht zwischen 55 und 60 Gramm. Die Nestlinge bingen aber schon etwa eine Woche vorher mit einem Flugtraining im Nest. Dabei drücken sie sich mit Ihren Flügeln ab und führen eine Art Liegestütze durch, um die Muskeln des Brustkorbes und der Armgelenke zu trainieren. Zudem werden Flatterübungen ausgeführt die einen sehr hohen Schlagzyklus aufweisen.

Am Tag des Ausfluges begeben sich die Jungsegler an die Öffnung der Bruthöle. Der Ausflug findet dabei vornehmlich in den frühen Abendstunden mit der Beginn der Dämmerung statt, wahrscheinlich um Jagdgreifern die Chance auf Beute deutlich zu reduzieren. Es können viele Stunden vergehen, bevor sich das Jungtier traut, aus der Bruthöle auszufliegen. Ist dies geschaft, dann verbringt der junge Segler bereits die erste Nacht komplett in der Luft. Ein erneuter Einflug in die Bruthöhle findet nicht statt.

So startet ein neues Seglerleben, dessen Weg ihn zuerst nach Afrika und dann wieder zurück an den Ort seiner Geburt führen wird. Der Kreislauf beginnt von vorn, mit allen Risiken und Gefahren, die unweigerlich damit verbunden sind.

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